Es gibt auf Facebook eine wunderbare Gruppe, die „Gruppe der waidgerechten Jäger” – mit knapp 14.000 Mitgliedern ist sie die größte im deutschsprachigen Raum. Diese Plattform bietet herrliche Möglichkeiten, Wissen auszutauschen, weit über regionale Grenzen hinaus, doch unser Umgang mit sozialen Medien kann sich leider für uns Jäger auch sehr negativ auswirken, da nicht jeder Moment im Jägeralltag es wert ist, abgelichtet und hergezeigt zu werden. Und so passiert es leider immer wieder, dass Jäger und Jägerinnen so manche Bilder online stellen, bei denen Fremdschämen leider das geringste Übel ist. Ein österreichischer Landesjägermeister hat einmal gesagt, die Jagd kaputt machen können nur wir Jäger selbst. Wir leisten einen wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit und müssen uns vor den neuen Medien bestimmt nicht fürchten – aber im Umgang damit muss sich dringend etwas ändern, um dem
Image des Jägers nicht weiterhin zu schaden. Auch wir müssen mit dem Fortschritt gehen, allerdings unsere Traditionen trotzdem wahren.
Aber worauf will ich genau hinaus? Will ich mich wirklich mit solchen Bildern an diese Jagdgeschichte erinnern? Soll das der Eintrag in unserem Jagdtagebuch sein, den wir in ein paar Jahren aufschlagen?
Solche Beiträge sind kontraproduktiv und mehr als geschmacklos, diesen Fleischkammerbildern mangelt es wirklich an Respekt vor der Kreatur. Für den Nichtjäger, der prinzipiell gegen das Töten von Tieren ist, macht es vermutlich keinen Unterschied, in welcher Art und Weise wir unsere Geschichte präsentieren, aber für uns Jäger und für den neugierigen Jagdbefürworter macht es sehr wohl einen Unterschied.
Ich weiß, dass es nach dem Schuss oft schnell gehen muss, das Licht geht einem aus und man ist oft sehr aufgeregt, nervös und zugleich stolz. Aber man kann es sich mit kleinen Tricks wirklich leicht machen, keine Schlachtungsfotos zu produzieren, dafür muss man wirklich kein Künstler sein!
Nehmt euch vor dem Foto bitte anständigerweise Zeit, um Euch beim erlegten Stück von ihm zu verabschieden und dem heiligen Hubertus zu danken.
Bitte überhastet die Aufnahmen nicht so, nehmt euch ein bisschen Zeit, um das Wild in gelernter Weise auf die richtige Seite zu strecken (auf die rechte Seite!!!),
ihm einen letzten Bissen zu geben – die Waidgerechtigkeit, Demut und Dankbarkeit sollen auch auf den geteilten Bildern spürbar sein.
Kameraden geschickt und im Ort ausgehängt? Auch die Jagd ist zum Glück nicht schnelllebig, also achtet unser wunderbares Brauchtum, auch nach der Erlegung.
Fast alle sind im Besitz eines Smartphones, nutzt doch bitte einfach den Schwarz/Weiß Filter, so kann man viel Schweiß um das Stück herum sofort weniger dramatisch darstellen.
Legt einen Bruch auf den Ausschuss, so er allzu groß ist.
Zeigt bitte keine Bilder von enthaupteten Stücken im Hannibal Lecter Stil, denen dann vielleicht auch noch das Gescheide heraushängt.
Nutzt Euren Hut und legt ihn zum Stück – dadurch entsteht gleich eine andere Stimmung
Nehmt in der Nacht eine Taschenlampe zur Hand, um auch mit dem Handy annähernd gute Fotos hinzubekommen, anstatt damit zu blitzen
Wenn Ihr zum Beispiel eine uralte Gais erlegt habt und kein ordentliches Foto mehr zuwege gebracht habt, seid geduldig – wie auch bei der Jagd! Kocht zum Beispiel das Gebiss aus und lichtet dieses im Anschluss ab, das ist eine wunderbare Erinnerung.
Kniet Euch vor das Stück, wenn ihr fotografiert – bei einer tiefen Position des Fotografen wirkt das Bild gleich ganz anders.
Man muss das Wild nicht an Ort und Stelle, wo es gefallen ist, ablichten – sucht Euch eine passende Stelle in der Umgebung (ohne Schweißlache) oder säubert die Umgebung; bettet das Wild ordentlich.
Ihr wollt doch hoffentlich mit dieser Momentaufnahme eine Jagdgeschichte erzählen und euch nicht bei einem Schlachthof bewerben oder einfach nur euren „Erfolg” vermelden?! Meiner Meinung nach sind solche Abbildungen weder unter uns Waidkameraden passend noch sind sie unserem Image zuträglich – wir liefern Jagdgegnern damit nur unnötig Munition uns weiter zu torpedieren. Mit Wild am Fleischerhaken muss man sich wirklich nicht brüsten. Natürlich ist auch diese Station Teil der Geschichte, aber bestimmt keine, die man ablichten muss und auch nicht der eine Moment, den man seinen Waidkameraden dann zeigen möchte, um sich angeregt über das wunderbare Jagderlebnis zu unterhalten.
Taucht nicht nach dem Schuss gleich wieder in unsere hektische, getriebene Gesellschaft ein – genießt den Augenblick! Auch hier darf ich wieder Oskar von Riesenthal zitieren – „Es ist des Jägers Ehrenschild….”, dass er auch annehmliche, waidgerechte Fotos seines Werkes der Öffentlichkeit wie auch seinen Kameraden präsentiert, damit vielleicht auch bei Jagdbefürwortern Neugierde statt Ablehnung geweckt wird – oder er lässt es bitte einfach bleiben.
Und apropos neue Medien – besucht mich doch auch einmal auf meinem Facebook Account „jagdkarte.at” – ich freue mich über jedes Like und natürlich könnt ihr mir auch dort eure Fragen stellen!